Dienstag, 18. September 2007

Der letzte Schrei

In den vergangenen Wochen waren Zeitungen, 20 Minuten, Radioberichte und sonstige denkbare Medien überhäuft mit Berichten und Fotos des Verschwindens und der Erfolglosen Suche nach Ylenia. Der Fall erschütterte die ganze Schweiz. Die scheinbar so heile Welt Appenzells geriet heftig ins Schwanken, auch wenn auf den Etiketten des "Locher-Biers

Ein Auszug aus dem heutigen "Info24"-Bericht auf Radio 24. Ein Interview mit dem Zuständigen Pathologen zum Fall Ylenia:
"...Doch woran ist Ylenia gestorben? Daniel Eisenhardt ist Gerichtsmediziner. Er hat die Leiche untersucht. - Wir haben bisher eine äussere Untersuchung und eine Leichenöffnung, eine sogenante Autopsie gemacht. Bisher konnten wir noch nichts feststellen. Daher werden weitere Untersuchungen notwendig sein.-
Die Leiche sei Verhältnismässig in einem guten Zustand. Ob Tiere sie angefressen haben, gibt der Gerichtsmediziner nicht bekannt. Es konnte keine äussere Gewalt festgestellt werden..."

Ist dies eine Informative Berichterstattung? Ist es für den Zuhörer wirklich wichtig zu wissen, ob irgendwelche Käfer die Leiche angefressen hätten? Ist es überhaupt nötig, so viel über diese Autopsie zu wissen?

Ist diese "Leiche" überhaupt noch ein Menschliches Produkt, oder bloss noch ein Produkt aus Kommerz und Nachfrage?

Geht es nicht etwas zu weit, wenn die Angehörigen Ylenias nach dem tragischen Schicksal noch Wochenlang Verschwörungstheorien, Hypothesen, welche als Fakten dargestellt werden, und Urteile über sich ergehen lassen müssen?
Reicht es denn nicht, wenn die Öffentlichkeit von ihrem Fund erfährt und anschliessend lediglich wieder über die Untersuchungsergebnisse?

Geehrte Medien, geehrtes Radio 24
Ich bitte Sie, lassen Sie ihr gespieltes Mitleid beiseite, informieren sie sachlich, faktisch und informativ.
INFORMATIV STATT PRIMITIV!

Ein Journalist der NZZ erzählte mir einst, dass man beim Berichte verfassen möglichst wenig Adjektive, eigene Meinungen und Emotionen in die Zeilen stecken soll. Nehmen Sie sich ein Beispiel!

Herzlichen Dank

1 Kommentar:

Chris Leduc hat gesagt…

Ich dachte zuerst: Endlich ist sie gefunden, sie kann in frieden ruhen und der Medienrummel ist vorbei. Ich wurde eines besseren belehrt. Jetzt geht es erst richtig los...

Ich empfehle jedem diese Satire welche das Problem der Berichterstattung aufgreift, ich denke es fast das Problem gleich zusammen:
http://www.theonion.com/content/video/missing_girl_probably_raped