Mittwoch, 19. September 2007

Wenn die Luft zum Schneiden dick ist




Neues von 20 Minuten:
Haben Sie gewusst, dass es Scheren gibt, welche man nicht sieht, aber fühlt? Ja, dies sind Windscheren. Passen Sie also auf: wenn Sie das nächste Mal bei Sturm nach draussen gehen, so tragen Sie doch bitte eine Wind-el mit. Zum Schutze.
Das Malheur:
Die MD-82 der Billig-Airline stürzte vor der Landebahn auf Phuket ab. Überraschenderweise war bereits 2 Tage nach dem Absturz die Ursache gefunden. Die Untersuchungen dauern nicht selten mehrere Jahre und am Ende kommt es zu zahlreichen Sicherheitsmängeln, Materialdefekten und die Piloten müssen rehabilitiert werden.
Doch nicht dieses Mal:
Der Tower soll angeblich noch vor Scherwinden gewarnt haben. Dies hat keineswegs mit Scheren zu tun.
Der Begriff Scherwinde (selten auch Windscherung) kommt aus dem Englischen (Wind-shears). Eine Scherung hat verschiedene Sinne, welche jedoch alle auf das Selbe hinausführen: Schwenkung, Richtungsänderung, Abdriften, etc.
Diesen Fehler kann man der Redaktion nicht übel nehmen, denn, freundlich wie 20 Minuten ist, haben Sie uns dafür erklärt, was "landing" bedeutet. Hätten Sie gewusst, das "landing" "Wir landen" bedeutet?

Dienstag, 18. September 2007

Der letzte Schrei

In den vergangenen Wochen waren Zeitungen, 20 Minuten, Radioberichte und sonstige denkbare Medien überhäuft mit Berichten und Fotos des Verschwindens und der Erfolglosen Suche nach Ylenia. Der Fall erschütterte die ganze Schweiz. Die scheinbar so heile Welt Appenzells geriet heftig ins Schwanken, auch wenn auf den Etiketten des "Locher-Biers

Ein Auszug aus dem heutigen "Info24"-Bericht auf Radio 24. Ein Interview mit dem Zuständigen Pathologen zum Fall Ylenia:
"...Doch woran ist Ylenia gestorben? Daniel Eisenhardt ist Gerichtsmediziner. Er hat die Leiche untersucht. - Wir haben bisher eine äussere Untersuchung und eine Leichenöffnung, eine sogenante Autopsie gemacht. Bisher konnten wir noch nichts feststellen. Daher werden weitere Untersuchungen notwendig sein.-
Die Leiche sei Verhältnismässig in einem guten Zustand. Ob Tiere sie angefressen haben, gibt der Gerichtsmediziner nicht bekannt. Es konnte keine äussere Gewalt festgestellt werden..."

Ist dies eine Informative Berichterstattung? Ist es für den Zuhörer wirklich wichtig zu wissen, ob irgendwelche Käfer die Leiche angefressen hätten? Ist es überhaupt nötig, so viel über diese Autopsie zu wissen?

Ist diese "Leiche" überhaupt noch ein Menschliches Produkt, oder bloss noch ein Produkt aus Kommerz und Nachfrage?

Geht es nicht etwas zu weit, wenn die Angehörigen Ylenias nach dem tragischen Schicksal noch Wochenlang Verschwörungstheorien, Hypothesen, welche als Fakten dargestellt werden, und Urteile über sich ergehen lassen müssen?
Reicht es denn nicht, wenn die Öffentlichkeit von ihrem Fund erfährt und anschliessend lediglich wieder über die Untersuchungsergebnisse?

Geehrte Medien, geehrtes Radio 24
Ich bitte Sie, lassen Sie ihr gespieltes Mitleid beiseite, informieren sie sachlich, faktisch und informativ.
INFORMATIV STATT PRIMITIV!

Ein Journalist der NZZ erzählte mir einst, dass man beim Berichte verfassen möglichst wenig Adjektive, eigene Meinungen und Emotionen in die Zeilen stecken soll. Nehmen Sie sich ein Beispiel!

Herzlichen Dank

Mittwoch, 5. September 2007

Schäfcheninitiative oder Unschuldslamm?

Stephan erzählt die neusten Nachrichten, während ich es mir im Sessel einrichte. Nun gut. Wie es scheint, ging es heute ziemlich rasant im Bundeshaus zu und her.

Die SVP deckt nur kurz vor der Geschäftsprüfungskomission den Geheimplan auf. Das Boykott hat offenbar das Ziel, den Armen Vorsitzenden EJPD rauszuekeln, so wie er es im voraus mit einem seiner Angestellten getan hat.

Der Fall ist brisant. Nebst politikern wären da noch ein Banker, ein angeblicher Drogendealer, diverse Anwälte, diverse Dollars, und - nach einem Bild in 10vor10 - höchstwahrscheinlich noch die USA mit ihrem Camp X-Ray oder Camp Delta auf Guantanamò.

Sie sehen, der Fall ist Kompliziert, und so kann ich ihn hier auch nur schlecht kurzfassen. Ein kolumbianischer Drogendealer, der 12 Jahre im Gefängnis ist, will in die Schweiz einreisen. Der vom SVP-Parteiblatt "Weltwoche" ins Kreuzfeuer genommene Staatsanwalt Valentin Rohrschacher missbilligt dies. Er geht noch weiter. Er glaubt, Beziehungen zu einem Bankier ermittelt zu haben. Kurzum lässt er diesen Festnehmen.

Christoph Blocher, in seiner Funktion als Leiter EJPD missfällt dies. Er bittet seinen Angestellten zu gesprächen. Alles scheiterte. Die Folge: Rohrschacher räumt seinen Schreibtisch.

Ein weiteres Zeichen für die mangelnde Kommunikation und Kompetenz Blochers.
Die Zeit könnte nicht günstiger sein:
Wahlen im November. Die Parteien wollen Blocher um jeden Preis raushalten. Alles perfekt getimt. Sie dürfen sich keinerlei Verspätungen leisten.
Allgemeine Verunsicherung überfällt die Schweiz. Wen oder was sollte man in wenigen Monaten wählen? Links, Rechts, oder Mitte?

Erstaunlich: Von allen Seiten kamen "spontane" Reaktionen zu dieser angehenden Staatsaffäre. Doch die sonst so offene SVP, welche bei Medienberichten Quantität vor Qualität setzt, und immer als erste ihren Unsinn schreibt, verstummt dieses Mal ganz. Doch was noch erstaunt. Wie konnten die "unwissenden" Parteien so schnell ihr Urteil fällen?

Nun gilt es für die Politiker, die Opferrolle für sich zu gewinnen. Wen wird man wohl am Ende mehr bemitleiden?
Bundesrat, SVP, oder Blocher?

Er wird sicherlich spannend, der Wahlkampf. Und so freue ich mich schon auf weitere Schlammschlachten, Beleidigungen, Beschimpfungen, Falschaussagen, und Scheinfakten.